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Retten wir den Botanischen Garten Schönbrunn

10.03.16

Retten wir den Botanischen Garten Schönbrunn

 

Der Botanische Garten und das Arboretum Schönbrunn sollen - so der derzeitige politische Plan - in Zukunft dem Tiergarten Schönbrunn als Erweiterungsfläche zur Verfügung stehen.

Gegen diese Vorgehensweise erhebt die Österreichische Gesellschaft für historische Gärten (ÖGHG) aus nachstehenden Gründen massive Einwände:

 

-          Historische Bedeutung: Die Entwicklung des Botanischen Gartens Schönbrunn wurde in seiner mehr als 250-jährigen Geschichte sowohl durch das hohe botanische Interesse des Kaiserhauses als auch durch dessen herausragende Gärtner und Botaniker wie z. B. Adrian van Steckhoven und Heinrich Schott geprägt. Die von Steckhoven ursprünglich auf zugekauften Grundstücken angelegten formalen Arboreten und Sichtungsgärten ("Holländischer Garten") wurden ab 1829 von Schott in einen dem damaligen Zeitgeist entsprechenden "pittoresken Landschaftsgarten" umgestaltet. Die heute noch gut erhaltenen Beet- und Wegestrukturen wurden 1875 durch Gartendirektor Adolph Vetter mit formalen Blumenbeeten ergänzt. Dass diese Fläche im Gegensatz zum Tiergarten in der Öffentlichkeit kaum beworben wird, heißt nicht, dass sie weniger Wert ist! Ist der Botanische Garten einmal neu vergeben, ist auch dessen Existenz bedroht.

 

-          Gartendenkmalpflegerische Bedeutung: Der Schlosspark Schönbrunn als Teil des UNESCO Welterbes ist mit allen seinen Bestandteilen ein unter Denkmalschutz stehendes Gartenkunstwerk von hohem europäischem Rang. Der Botanische Garten ist einer der wenigen landschaftlich gestalteten Teile innerhalb des formalen Schlossparks und daher ein besonderes Zeugnis für die Entwicklung der Gartenkunst.

 

-          Botanische Bedeutung: Von den zahlreichen, im Auftrag des Kaiserhauses durchgeführten Sammelexpeditionen wurden vor allem Pflanzen aus Nordamerika im Botanischen Garten ausgepflanzt. Heinrich Schott erwähnt bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dass der Garten "mit 483 Sorten an Bäumen, Sträuchern und perennierenden Gewächsen sehr vielfältig bepflanzt" sei. Viele der auch heute noch erhaltenen Baummonumente stammen aus dieser Zeit.

 

-          Erholungsfunktion: Der Botanische Garten ist in Zeiten der überbordenden touristischen Nutzung des Schlossparks vor allem für die Wiener Bevölkerung ein willkommener Ort der Ruhe und Entspannung sowie als Verbindungsweg vom Palmenhaus zum Glorietteberg eine gerne genutzte sportliche Bewegungsmöglichkeit.

 

Es ist daher aus Sicht der ÖGHG unverständlich und nicht akzeptabel, dass mit der geplanten Umnutzung und einer möglichen teilweisen Bebauung des Botanischen Gartens durch den Tiergarten nicht nur gegen den von der ÖGHG mühsam erkämpften Denkmalschutz für historische Gärten, sondern auch gegen die Auflagen der ICOMOS/UNESCO für das Weltkulturerbe Schönbrunn verstoßen wird!

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