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Burgenland: Kittsee

Burgenland

Park des Neuen Schlosses Kittsee

 

Kaum zehn Kilometer südwestlich  vom Zentrum Bratislavas liegt in der direkt an der slowakischen Grenze gelegene Marktgemeinde Kittsee das Neue Schloss. Seine Parkanlage entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts als späthistoristische Anlage mit neobarocken und landschaftlichen Teilen.

Nordwestlich der alten, im 14. Jahrhundert neu errichteten Burg, die heute als Altes Schloss bezeichnet wird, wurde vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Meierhof angelegt. 1668 wurde dieser unter Johann Listy zur Schlossanlage umgebaut. Nachdem der Besitz an die Familie Esterházy übergegangen war, ließ Fürst Paul II. Anton das Schloss zwischen 1730 und 1740 barockisieren. Das Schloss war allseits durch eine starke Bastionsanlage umgeben, sodass auf die Anlage eines barocken Gartens verzichtet wurde. Lediglich eine vierreihige Lindenallee führte vom Schloss direkt nach Pressburg/Bratislava. Außerhalb des unmittelbaren Schlossbereiches sind im 18. Jahrhundert lediglich ein Küchengarten und ein Fasaneriegarten nachweisbar.

1898 ließ Fürst Ladislaus Batthyány-Strattmann die Befestigungsanlage bis auf eine Eckbastion abbrechen und einen Landschaftsgarten mit neobarocken Elementen im unmittelbaren Schlossumfeld anlegen. Da südwestseitig an der eigentlichen Gartenseite des Schlosses nur wenig Raum zur Verfügung stand, ließ er dort ein kleines neobarockes Parterre mit einem kleinen Wasserbecken und nordostseitig vor dem Ehrenhof das große, heute noch erhaltene, neobarocke Parterre mit zentralem Wasserbecken anlegen. Im Anschluss daran entstand nordöstlich der landschaftliche Teil des Gartens.

 

Für die architektonische Ausstattung des Gartens und des Schlosses wurden entsprechend der Ausstattungsgepflogenheiten historistischer Gartenanlagen Versatzstücke aus anderen historischen Gartenanlagen verwendet. So erhielt das Schloss unter anderem statt der barocken Freitreppe die von Atlanten getragene Altane des Palais Grassalkovics aus Bratislava. Die Wasserbecken wurden in einem Garten in Bratislava abgebaut, zahlreiche Garten- und Brunnenskulpturen wurden angeschafft. Das schmiedeeiserne Gartentor stammte vom österr.-ungar. Pavillon der Pariser Weltausstellung 1900. An der nordöstlichen Gartengrenze wurde eine künstliche Ruine errichtet und im Park zahlreiche Gehölzraritäten gepflanzt, die zum Teil bis heute erhalten sind.

Nach dem Tod des Fürsten 1931 und besonders im und nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein rapider Verfall der Anlage ein. In den 1950er-Jahren wurden Teile des Gartens parzelliert, umgenutzt und teilweise verbaut. Die verbliebenen Parkflächen verwilderten. Die skulpturale Ausstattung des Gartens wurde verkauft, so 1964 etwa die Achilles-Gruppe des großen Wasserbeckens nach Amerika.

Mit der Widmung des Schlosses als "Ethnographisches Museum Schloss Kittsee" als Außenstelle des Österreichischen Museums für Volkskunde 1974 erfolgten neben einer Generalsanierung des Schlosses auch erste Pflegemaßnahmen im Garten. Nach Erstellung eines Parkpflegewerkes 1994 wurden seit 1999 laufend Pflege-, Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, die die Auslichtung des Baumbestandes, Baumpflege, die Wiederherstellung von Sichtachsen und die Instandsetzung des neobarocken Parterres umfassten.

2008 wurde das Ethnographische Museum geschlossen; die Markgemeinde Kittsee als Eigentümer nutzt das Schloss jedoch weiterhin für kulturelle Veranstaltungen.

Der Park von Schloss Kittsee stellt die einzige erhaltene historistische Garten-Neuschöpfung des Burgenlandes dar.

Der Schlosspark Kittsee ist im Besitz der Marktgemeinde und öffentlich zugänglich. Im Auftrag des Bundesdenkmalamtes wurde 1994 ein Parkpflege- und Entwicklungskonzept erstellt. Als einzige Gartenanlage des Burgenlandes steht der Schlosspark Kittsee in seiner gestalterischen Gesamtheit inklusive der pflanzlichen Bestandteile unter Denkmalschutz.


Text: © Thomas Baumgartner (mit Ergänzungen durch Stefan Hauser)

Photos: © Josef Hlavac


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