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Kärnten: Damtschach

 

Kärnten

Der Garten von Schloss Damtschach

 

 

Etwa zehn Kilometer östlich von Villach, im Kärntner Drautal, liegt in der Gemeinde Wernberg das kleine Schloss Damtschach. Sein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegter Landschaftsgarten gehört zu den bedeutendsten Gartenanlagen Kärntens und war 1999 die erste private historische Gartenanlage in Österreich, die unter Denkmalschutz gestellt wurde.

 

Das heutige Schloss Damtschach geht auf einen - zur zwei Kilometer nördlich gelegenen Burg Aichelberg gehörenden - befestigten Gutshof zurück. Nach der Zerstörung der in Khevenhüllerʾschem Besitz stehenden Burg war der auf einer Anhöhe liegende Gutshof ab 1511 schlossartig ausgebaut worden. Unter den Grafen Galler erfolgte ab 1684 ein barocker Umbau, 1715 ließ der neue Besitzer Clemens Ferdinand Graf Kaiserstein die Anlage ausbauen und durch weitere Wirtschaftsgebäude erweitern.

 

Den nordöstlich an den dreiflügeligen Schlossbau anschließenden Wirtschaftsgebäuden mit einem großen Glashaus waren regelmäßige, vermutlich ursprünglich als Gemüsegärten angelegte Gartenquartiere vorgelagert.

 

 

Der eigentliche Lustgarten wurde vermutlich schon zu Zeiten der Khevenhüller als längsrechteckige, umfriedete Gartenanlage 100 m westlich des Schlosses auf weniger stark abfallendem Gelände angelegt. Als point de vue dieses heute noch gut ablesbaren Gartenareals diente im 18. Jahrhundert ein ursprünglich als "chinesisches Lusthaus" und seit dem 19. Jahrhundert als "Theaterhaus" bezeichnetes, im Inneren mit illusionistischen Pflanzendarstellungen dekoriertes, Gartengebäude, welches - verändert - erhalten geblieben ist.

 

1817 erwarb Felix Wolfgang Reichsfreiherr Baron Jöchlinger von Jochenstein (1786-1846) das Anwesen; er begann im gleichen Jahr mit der Anlage eines englischen Landschaftsgartens. Ausgehend von einem Pleasureground mit rundem Blumenbeet vor dem Schlosshof, sollte sich südöstlich des Schlosses und der noch bestehenden regelmäßigen Gartenbeete vor den Wirtschaftsgebäuden der mit geschwungenen Wegen durchzogene und von einem Bachlauf durchflossene Park erstrecken. 1826 ist die neu geschaffene Anlage bereits auf dem Blatt des Franziszeischen Katasters dargestellt. Zwar ist der planende Architekt nicht bekannt und sind auch keine Pläne erhalten, doch ist das ursprüngliche Aussehen des Gartens und seiner Staffagebauten durch einige Quellen dokumentiert. So existieren fünf Bleistiftzeichnungen von Gartenszenerien, welche Felix Leopold Graf Pálffy zwischen 1842 und 1846 auf einem Passepartout zusammenstellte. Sie zeigen einen Eichen- und einen Buchenhain, ein hölzernes Badehaus, ein steinernes Monument und das bedeutendste Monument des Gartens: die Ruine.

 

Jöchlinger von Jochenstein hatte unterhalb des Schlosses entsprechend der damals aktuellen Romantik einen gotisierenden Ruinenbau in Form eines zinnenbekrönten Mauerzuges aus Bruchsteinen mit zwei Türmen und Tordurchbrüchen errichten lassen. In den Bau wurden spätgotische Torgewände und Wappensteine aus den Burgruinen Landskron und Aichelberg integriert; eines der beiden Tore überspannt den Bachlauf.

 

Neben den Zeichnungen hat sich ein aus Gedichten mehrerer Autoren zusammengestellter und Jöchlinger von Jochenstein gewidmeter Band aus 1834 erhalten, der "... Haupt-und andere Sitzpunkte im Damtschacher Lustgarten ..." romantisierend beschreibt. Darin werden neben dem Glashaus, dem Blumenparterre, dem Eichenwäldchen, dem steinernen Denkmal, dem Badehaus auch eine Grotte, eine Rosenallee und ein Parapluiesitz erwähnt. Auch die für den englischen Garten wesentliche Verschmelzung mit der umgebenden Landschaft und deren Einbeziehung über Sichtachsen zum Sternberg mit seiner Kirche und sogar des Mittagskogels in den Karawanken wird in den Gedichten thematisiert.

 

Auch die gärtnerische Gestaltung ist dank eines 1825 datierten "Inventarial Protokol über sämtl. Gehölze, Sträucher und Blumengattungen in den Gärten des Herrn Baron Felix Jöchlingerschen Herrschaft Damtschach Pro Anno (1)825" nachvollziehbar. Es umfasst Listen von Pflanzenankäufen aus den Jahren 1817 bis 1835 und dokumentiert die umfangreichen Einkäufe Jöchlinger von Jochensteins in zahllosen Gärtnereien im naher und ferner Umgebung, darunter unter anderen der berühmten Rosenbaumʾschen Baumschule in Wien, der Herbersteinʾschen Handelsgärtnerei in Eggenberg, aus dem bayrischen Frauenhofen und dem ungarischen Köszeg. Daneben enthält das Protokollbuch auch ein Inventar des Kalt- und Warmhaus-Pflanzenbestands des Glashauses sowie gärtnerische Pflegenotizen.

 

Nach dem Tod Jöchlinger von Jochensteins 1846 ging das Anwesen über seine, mit dem Grafen Friedrich verheiratete Tochter Johanna in den Besitz der Familie Orsini-Rosenberg über, der Damtschach bis heute gehört. Auch unter Johanna und Friedrich Orsini-Rosenberg wurde die Pflege des Gartens, unter anderem durch den Kunst-und Ziergärtner Anton Kozaurek, weiter aufrechterhalten.

 

Im 20. Jahrhundert wurde das Schloss nur mehr saisonal genutzt, die Erhaltungsarbeiten der Gartenanlage und seiner Staffagebauten wurden eingeschränkt und das Glashaus abgebrochen. Wildwuchs verdrängte die exotischen Ziergehölze, der Park wurde zudem auch forstwirtschaftlich genutzt. Die zunehmende Verwaldung ließ die ehemalige landschaftliche Gestaltung mit ihren Gehölzgruppen und Wiesenflächen verschwinden; die Staffagebauten verfielen.

 

Ab 1962 wurde Schloss Damtschach wieder ständiger Wohnsitz der Familie Orsini-Rosenberg. 1992 wurde Werner Sellinger vom Bundesdenkmalamt mit der Erstellung eines gartendenkmalpflegerischen Leitkonzeptes beauftragt, dessen Umsetzung in den folgenden Jahren, finanziert durch die Eigentümer und gefördert durch die Gemeinde Wernberg und das Bundesdenkmalamt, erfolgte. Ab 1993 wurde die Ruinenanlage restauriert, die verstürzte Grotte ausgegraben und wiederhergestellt sowie das versetzte Steinerne Denkmal wieder an seinen ursprünglichen Standort rückgeführt. Es erfolgten umfangreiche Rodungen und Neupflanzungen, historische Wegeführungen wurden wiederhergestellt, der begradigte Bachlauf wieder in seinen mäandrierenden Verlauf gebracht, seine Holzbrücken und das Badehaus nach historischen Abbildungen wiederhergestellt. Die Wiederherstellung des gartenseitigen Schloss-Vorbereiches wurde mit der Akzentuierung der Formbeete vor den Wirtschaftsgebäuden und der Rekonstruktion der spätklassizistischen Zaunanlage des Schlosshofes im Jahr 2000 abgeschlossen. 2004 errichtete man den Parapluiesitz nach der Beschreibung im Gedichtband von 1834 neu.

 

Aufgrund der vielfältigen künstlerischen Interessen zahlreicher Familienmitglieder wurde ein kulturelles Veranstaltungsprogramm ins Leben gerufen, dessen Träger seit 1994 der Verein Panorama ist. Schloss und insbesondere der Garten bilden nicht nur die Veranstaltungsorte sondern sind vielfach auch integrale Bestandteile des aus Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen und Performances bestehenden Kulturprogramms.

 

Der Garten von Schloss Damtschach stellt nicht nur die früheste Landschaftsgartenanlage Kärntens und den ersten unter Denkmalschutz gestellten historischen Privatgarten Österreichs dar. Er ist insbesondere durch das Interesse und die Einsatzbereitschaft seiner Besitzer ein vorbildliches Beispiel der Gartendenkmalpflege und der kulturellen Nutzung und Bespielung historischer Gartenanlagen in Österreich.

 

Schloss und Park befinden sich im Eigentum der Familie Orsini-Rosenberg. Die im Schloss eingerichtete Galerie ist bei Ausstellungen, die Parkanlage im Rahmen von Veranstaltungen oder angemeldeten Führungen zugänglich.

 

Text: © Thomas Baumgartner

Alle Photos dieser Seite: © Beatrix Hajós

 

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