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Niederösterreich: Der Landschaftspark von Schloss Prugg

Niederösterreich / Burgenland

Der Landschaftspark von Schloss Prugg in Bruck an der Leitha

 

Der von der mäandrierenden Leitha durchzogene, zum Teil in Niederösterreich und zum Teil im Burgenland gelegene Park von Schloss Prugg ist einer der bedeutendsten Landschaftsgärten Österreichs.

Die 1242 urkundlich erstmals erwähnte Burg gelangte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Besitz der Grafen Harrach. Spätestens zu dieser Zeit  verfügte die Burg auch über eine Gartenanlage. Unter Aloys Thomas Raimund Graf Harrach wurde das Schloss ab 1708 durch Johann Lucas von Hildebrandt  barockisiert. In den folgenden drei Jahrzehnten entstand eine große barocke Gartenanlage mit Zier- und Nutzgärten und einem großen Jagdgarten, in den bereits die Leitha in ihrem natürlichen Lauf integriert war.

 

Ab 1789 ließ Johann Nepomuk Ernst Graf Harrach den Park durch den Kunstgärtner Christoph Lübeck landschaftlich umgestalten. Lübeck war im Dienst des Fürsten von Anhalt-Dessau in den berühmten Gartenanlagen von Wörlitz und Weimar ausgebildet worden, und war auch für Kaiser Joseph II. im Augarten und in Laxenburg tätig gewesen. Er gestaltete die barocken Gartenanlagen vollständig in einen harmonisch strukturierten Landschaftspark um. Wie bereits in der barocken Anlage wurde die Leitha weitgehend in ihrem natürlichen Verlauf in den Park integriert und zur Anlage malerischer Gartenpartien genutzt. Der Park von Schloss Prugg konnte so auch in weiten Teilen mit der Gondel befahren werden.

Einen besonderen Schwerpunkt bildete die botanische Ausgestaltung des Parks. Der auch botanische sehr interessierte Johann Nepomuk Ernst Graf Harrach ließ zahllose Gehölzraritäten pflanzen, die wenngleich nur teilweise erhalten, den Park bis heute zu einem der botanisch reichhaltigsten Landschaftsgärten Europas machten. Auch die seit dem 17. Jahrhundert nachweisbaren Orangeriesammlungen wurden erweitert und bildeten zusammen mit den kaiserlichen Sammlungen und denen des Esterházyschen Gartens in Eisenstadt die bedeutendsten in Österreich. Der gesamte Pflanzenbestand des Parks und der Gewächshaussammlungen umfasste zu dieser Zeit etwa 6500 Arten und Spielarten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Gewächshäuser neu errichtet und erweitert. Neben zahlreichen Kulturhäusern entstanden das große Orangeriehaus und das Palmenhaus.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Parkanlage und die botanischen Sammlungen mit großem Aufwand erhalten, danach verwilderte der Park langsam, die Sammlungen wurden aufgelöst und der Großteil der Gewächshäuser abgebrochen. Lediglich das große Orangeriehaus blieb als Ruine bis heute erhalten.

 

1980-86 wurden erste Revitalisierungen durchgeführt, die ab 1999 fortgeführt wurden und Sanierungsmaßnahmen des Flusslaufes, Ausholzungen und Wiederherstellungen von Sichtachsen, Sanierung von Wegen und Brücken und des Pavillons der Botanik umfassten.

Aufgrund seiner ausgewogenen, klaren Gestaltung ist der Park von Schloss Prugg als eine der bedeutendsten Landschaftsgartengestaltungen  Österreichs einzustufen, und aufgrund seines botanischen Reichtums an Gehölzen und der Integration des natürlichen Leithaverlaufes  sowie des dadurch bedingten Wasserreichtums von europäischer Bedeutung.

Der Park befindet sich in Privatbesitz der Familie Harrach, und ist mit Ausnahme des unmittelbaren Schlossbereiches und der Orangerie an die Stadtgemeinde Bruck / Leitha verpachtet, die ihn als Naherholungsgebiet der Bevölkerung zugänglich machte.

 

Text: © Thomas Baumgartner

Photos: Franz Bódi (oben), Koeppnik/Wikipedia (unten)

 

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