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Wien: Rathauspark

1010 Wien

 

Landschaftliche Parkanlage an der Prachtstraße "Ring"

 

 

Der Rathauspark befindet sich auf einem Teil des einstigen Josefstädter Glacis, auf dem Ende des 18. Jahrhunderts ein Exerzierplatz und ein Paradeplatz angelegt worden war. Der Streit um die Umwidmung des Exerzier- und Paradeplatzes im Zuge der Stadterweiterung dauerte Jahre und überschattete die Diskussion um die Gestaltung der Ringstraße. Gegen den Widerstand des Kriegsministeriums ordnete Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1868 die Auflösung des Paradeplatzes für militärische Übungen an. Über den neuen Verwendungszweck des Platzes konnte man sich lange nicht einigen. Die Diskussion über die neue Nutzung dieser großen Fläche muss auch in Zusammenhang mit dem Schleifen der Stadtmauern und der Stadterweiterung gesehen werden. Erst die Entscheidung, das neue Rathaus an der Stelle des Exerzier- und Paradeplatzes zu errichten, führte zu den Planungen für eine öffentliche Platz- oder Grünanlage zwischen Rathaus und Ringstraße.

 

Nach mehreren Planwechseln wurde vom Stadtgärtner Rudolph Siebeck 1871 ein neuer Plan für den Park vorgestellt: Dieser sollte sowohl der Bestimmung als Erholungsort als auch der prominenten Lage zwischen den vier großen Monumentalbauten Rathaus, Parlament, Universität und Burgtheater entsprechen. Vom ersten Entwurf übernahm Siebeck die breite Mittelstraße auf der Achse Burgtheater-Rathaus und den halbkreisförmigen Platz vor dem Rathaus. Die Parkanlage wird durch diese breite Straße, die den freien Blick auf die Hauptfassade des Rathauses ermöglicht, in einen fast symmetrischen Nord- und Südteil getrennt. Die beiden Grünflächen mit je einem Springbrunnen erhielten durch gekrümmte Wege und dichtere Bepflanzung einen landschaftlichen Charakter. Zur Mitte hin wurden die Bäume und Büsche lockerer gesetzt; an den Seiten zum Parlament und der Universität bilden die Bäume und Sträucher auch heute noch einen Sichtschutz.

 

Obwohl der Spatenstich zum Rathaus erst am 25. Mai 1872 erfolgte, begann man mit den Arbeiten für die Parkanlage bereits im Frühjahr desselben Jahres. Typisch für Stadtparks im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ist die Ausstattung mit Blumenrondellen, Teppichbeeten, Pavillons, Wetterhäuschen, Springbrunnen, exotischen Bäumen und Denkmälern. Sie passten zur Erholungs- und Bildungsfunktion der Anlagen. Der Rathauspark ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

 

Am Beispiel Rathauspark wird deutlich, dass sich die Stadt Wien gegen die Ansprüche der Ringstraßen-Architekten, die im Rathauspark nur eine dekorative Kulisse zur Erhöhung der ästhetischen Wirkung der Monumentalbauten sehen wollten, durchsetzte. Die Errichtung eines Parks zu Erholungszwecken und somit soziale Gründe wurden als bedeutender angesehen. Somit steht der Rathauspark in direkter Nachfolge des Stadtparks am Wienfluss, der das aufstrebende Bürgertum in der Residenzstadt Wien repräsentieren sollte und zum Nutzen aller geplant wurde.

 

Der Rathauspark wird betreut von der MA 42.

 

 

Text: © Christian Hlavac

Alle Photos dieser Seite: © Christian Hlavac

 

 

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