Titelbild Österreichische Gesellschaft für historische Gärten
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Wien: Stadtpark

1010 und 1030 Wien

 

Einer der ersten Stadtparks in Mitteleuropa

 

Im Herbst 2012 feierte der erste große von Bürgern für Bürger errichtete Wiener Park sein 150-jähriges Jubiläum. Obwohl dieser - unausgesprochen - nur für das städtische Bürgertum errichtet wurde, stellte er auch den ersten "Privatpark" für das Kleinbürgertum dar. Im Vergleich zu anderen Großstädten Europas wurde die mittelalterlich strukturierte Residenz- und Reichshauptstadt Wien relativ spät entfestigt. Diese räumliche Sprengung Mitte des 19. Jahrhunderts war nicht nur der Beginn der städtebaulichen Verbindung der Stadt mit den Vorstädten, sondern ermöglichte die Errichtung von großen öffentlichen Park- und Gartenanlagen am Rande der dichtbebauten Stadt. Obwohl diese Park- und Gartenanlagen am ehemaligen Befestigungsgürtel rechtlich-faktisch vom Kaiser initiiert wurden, stehen sie für das immer grösser werdende Selbstbewusstsein des Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1857 forderte Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) grundlegende Vorschläge für eine Stadterweiterung auf Basis der Auflassung der Stadtbefestigung. Die zu errichtende Ringstraße rund um die innere Stadt sollte "eine angemessene Einfassung von Gebäuden abwechselnd mit freien zu Gartenanlagen bestimmten Plätzen" erhalten. Mit dem Beschluss der Schleifung der Befestigungsanlagen wurden neu zu planende Grünflächen als teilweiser Ersatz für das vor der Stadt Wien liegende, unverbaute und von der Bevölkerung gut besuchte Glacis vorgesehen. Die erste dieser neuen öffentlichen Grünanlagen war der Stadtpark auf der Fläche des ehemaligen "Wasserglacis". Der Stadtpark als erster großer öffentlicher Park im Wirkungskreis der Stadtverwaltung Wien sollte alle Funktionen des einstigen, mit Bauverbot belegten Erholungsgebietes "Wasserglacis" übernehmen.

 

 

Aufbauend auf einer Planskizze des Landschaftsmalers Joseph Selleny erstellte der Leipziger Gartenkünstler Dr. Rudolph Siebeck, der eigens für den Stadtpark provisorisch als "Stadtgärtner" eingestellt wurde, Ausführungspläne. Siebeck hielt am grundsätzlichen Entwurf fest, reduzierte jedoch den kleinteiligen, zu dicht mit Bäumen und Sträuchern gefüllten und von Dutzenden Nebenwegen durchschnittenen Landschaftsgarten. Die Bauarbeiten im Stadtpark liefen im Jahr 1862 an, der Großteil der Anlage war Ende August der Öffentlichkeit zugänglich.

 

 

 

Das nach der Revolution 1848 aufsteigende Wiener Bürgertum schuf sich mit dem Stadtpark auf eigene Kosten seine eigene Parkanlage. Der Wiener Stadtpark sollte diese aufstrebende Gesellschaftsschicht repräsentieren. Er steht am Beginn der Errichtung von Stadtparks und Stadtteilparks in Österreich durch die Bürgervertreter für die Bürger. Der Wiener Stadtpark zeigte dabei eine Ausstattung eines typischen Stadtparks, wie er im letzten Viertel des 19. Jahrhundert in der ganzen Monarchie angelegt wurde: Blumenrondelle und/oder Blumenteppiche, Musik-, Café- und Trinkpavillons, Wetterhäuschen, Teiche mit oder ohne Springbrunnen, exotische Bäume und Denkmäler. Diese Ausstattung passte ideal zur Erholungs- und Bildungsfunktion einer solchen Anlage.

 

 


 

Der Stadtpark wird betreut von der MA 42.

 

 

Text: © Christian Hlavac und Eva Berger

Alle Photos dieser Seite: © Christian Hlavac

 

 

 

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